Interview Prof. Dr. med. Thorsten Schlomm

Interview mit Prof. Thorsten Schlomm, Direktor der Klinik für Urologie an der Charité Berlin

Stiftung Urologische Forschung: Wie kommt Forschung in der Klinik beim Patienten an? 

Das Interview führte: Günther Krug, Mitglied im Beirat der Stiftung Urologische Forschung und Politiker der SPD in Berlin

Günther Krug: Die Charité Universitätsmedizin hat sich national und international einen Spitzenplatz gesichert. Die Urologie ist dabei eines der anerkannten Leistungsfelder. Wie erreichen Sie solche Spitzenleistungen?

Professor Schlomm: kontinuierlich Spitzenleistungen zu erreichen, setzen wir auf die Spezialisierung in relevanten Bereichen der Urologie. Unser Departementmodell mit spezialisierten Teams ermöglicht eine hohe Expertise und Qualität in der Versorgung. Durch kontinuierliche Qualitätsmessung stellen wir sicher, dass wir höchste Standards einhalten. Wir arbeiten auf internationaler Ebene interdisziplinär mit Spezialisten anderer Fachgebiete zusammen und verbinden Klinik und Forschung eng miteinander. So können wir unseren Patient:Innen stets die neuesten und individuell angepassten Therapien anbieten und aktiv an der Entwicklung neuer Behandlungsmethoden mitwirken.

Günther Krug: Gerade die urologische Forschung hat im letzten Jahrzehnt große Fortschritte gemacht. Welches sind Ihre gegenwärtigen Schwerpunkte in Forschung und Wissenschaft?

Professor Schlomm: Unser Forschungsschwerpunkt in der Urologie ist die molekulare Charakterisierung von Tumoren. Ziel ist es, die Mechanismen, die Krebs auslösen und aggressiv machen, besser zu verstehen. Dabei sind wir in großen internationalen Projekten vernetzt. Ein zentraler Aspekt unserer klinischen Forschung ist die Translation der molekularen Grundlagen in die klinische Praxis, um neue diagnostische und therapeutische Methoden zu entwickeln. Ein besonders wichtiger Bestandteil dieser Arbeit ist die Arbeitsgruppe Organoide (funktionale Genomik) unter der Leitung von Frau Dr. Fendler, die maßgeblich von der Stiftung Urologische Forschung unterstützt wird. Zudem spielt hier die Studienambulanz unserer Klinik unter der Leitung von Frau Prof. De Santis eine entscheidende Rolle, die eine Stiftungsprofessur der Stiftung innehält.

Günther Krug: Neue Therapien sollen auch künftig aufwendige Operationen ersetzen. Welche Erfolg konnten erzielt werden?

Professor Schlomm: WIn der Urologie konnten wir bereits bedeutende Erfolge erzielen, um aufwendige Operationen durch neue Technologien schonender durchzuführen. Beispielsweise hat die Einführung minimalinvasiver Techniken wie der robotergestützten Chirurgie die Behandlungsqualität verbessert und die Erholungszeiten für Patienten verkürzt. Zudem haben wir große Fortschritte bei der Entwicklung und Anwendung von gezielten Therapien für urologische Krebserkrankungen gemacht, die auf molekularen Charakterisierungen basieren. Diese Therapien ermöglichen eine individuell angepasste Behandlung, die weniger Nebenwirkungen verursacht und gleichzeitig effektiver ist. Derzeit forschen wir daran, diese Therapien immer früher auch in lokalisierten Tumorstadien einzusetzen.

Günther Krug: Nur mit gesicherten Investitionen und langfristig gesicherten Finanzierungen ist die Spitzenstellung in der urologischen Forschung möglich. Wie schaffen Sie das?

Professor Schlomm: Um die Spitzenstellung in der urologischen Forschung zu sichern, setzen wir auf eine Kombination aus strategischen Partnerschaften und erfolgreicher Drittmitteleinwerbung. Durch enge Zusammenarbeit mit internationalen Forschungsnetzwerken und Industriepartnern können wir nachhaltige Investitionen sicherstellen. Zudem haben wir eine bewährte Erfolgsbilanz in der Einwerbung von Drittmitteln durch nationale und internationale Förderprogramme. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Unterstützung durch die Stiftung Urologische Forschung, die maßgeblich zur Finanzierung innovativer Projekte in der Frühphase beiträgt.